Grüß Gott und Heil Hitler : katholische Kirche und Nationalsozialismus in Österreich

Moritz, Stefan, 2002
Öffentl. Bücherei Semriach
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-85452-462-5
Verfasser Moritz, Stefan Wikipedia
Systematik PR - Religion, Esoterik
Interessenskreis Nationalsozialismus, Katholische Kirche
Schlagworte Nationalsozialismus, Katholische Kirche, Kollaboration
Verlag Picus-Verl.
Ort Wien
Jahr 2002
Umfang 318 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Stefan Moritz
Annotation Quelle: Theologisch-Praktische Quartalschrift (http://www.ktu-linz.ac.at/ThPQ/);
Autor: Rudolf Zinnhobler;
Dieses Buch möchte den Nachweis weitgehender Kooperation zwischen katholischer Kirche in Österreich und Nationalsozialismus erbringen (225 u.ö.). Tatsächlich wird einiges neue, bisher nicht ausgewertete Material herangezogen (vor allem aus Pfarrblättern, Zeitungen und mehreren Diözesanarchiven). Manche der beigebrachten Zitate wirken auch wirklich belastend, so wenn ein Artikel der "Reichspost" den von Hitler durchgeführten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich als "Gottesdienst" preist (29) oder wenn ein steirischer Pfarrer den "Führer" als den größten Mann, "den gegenwärtig die Erde trägt", bezeichnet (16). Im Allgemeinen kommt Moritz jedoch nicht über bisher schon Bekanntes hinaus. Auch sind die meisten seiner Zitate nicht das Resultat eigener Forschung, sondern stammen aus zweiter Quelle (vgl. die Anmerkungen).
Das gebotene Bild wirkt undifferenziert und berücksichtigt die damalige Situation viel zu wenig. Dass anfänglich von einzelnen Kirchenvertretern Versuche unternommen wurden, durch ein gewisses Maß an Anpassung für die Kirche zu retten, was noch zu retten war, ist eigentlich selbstverständlich. Moritz erblickt darin freilich nur Bestrebungen, zum Erhalt der Institution Kirche sowie des kirchlichen Lebens beizutragen (87). Dass damit auch ein schützendes Dach über Menschen gespannt wurde, wird übersehen. Unbeachtet bleibt auch, dass man im totalitären Staat Hitlers nicht so agieren und protestieren konnte, wie dies in einer Demokratie möglich ist. Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" Papst Pius' XI. (1937) wird vom Autor nicht besonders hoch eingeschätzt; SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich stellte in ihr jedoch "hochverräterische Angriffe gegen den nationalsozialistischen Staat" fest (H.-A. Raem, Katholische Kirche und NS, Paderborn 1980, 68). Tat-sächlich hat das Dokument den Kirchenkampf im Altreich nicht unwesentlich verschärft. Das mahnt zur Vorsicht. Jede von der Kirche gesetzte Maßnahme bedurfte eben einer äußerst schwierigen Güterabwägung!
War die "Kollaboration" zwischen Regime und Kirche so groß, wie dies Moritz unterstellt, dann fragt man sich, warum es überhaupt einen "Kirchenkampf", der in Österreich viel heftiger tobte als in Deutschland, gegeben hat und warum so viele Priester in Gefängnissen und Konzentrationslagern eingesperrt waren (in Oberösterreich 140, von denen 16 ums Leben kamen), wenn sie doch angeblich das Regime so nachhaltig unterstützten.
Dass es, vor allem bei der Jugend, eine erstaunlich aktive "Kirche im Untergrund" gegeben hat, wird vom Autor ebenso verschwiegen wie der damals vielfältig manifestierte "Widerstand durch Kirchentreue".
Gewiß, das Verhalten der Kirche in der NS-Zeit war, nicht nur bei den Amtsträgern(!), kein reines Heldenepos. Insgesamt aber hat die Kirche viel positiver agiert, als es das Buch von Moritz wahr haben will.
Einige Sachfehler seien im Folgenden aufgelistet: Linz hatte nie einen "Fürstbischof" (24); der Jesuit und Männerseelsorger Abel hieß nicht Karl (119), sondern Heinrich; Sebastian Brunner war Weltpriester, die Bezeichnung Pater (120) kommt ihm also nicht zu. P. Franz Reinisch wurde nach Moritz wegen Verweigerung des Wehrdienstes aus dem Pallottinerorden ausgeschlossen (156), was aber nicht zutrifft (H. Moll, Zeugen für Christus, Paderborn 1999, 839). Franz Loidl war Professor für Kirchengeschichte, nicht Pfarrer (220); auch Jakob Fried war nicht Pfarrer (226), sondern Domkapitular in Wien. Der Ausdruck "Tiroler katholischer Bischof" (250) wirkt übrigens ebenso wenig kompetent wie der Terminus "pastoralischer Besuch" (250). Selbst wenn man diese Fehler nicht überbewertet, dienen sie jedenfalls nicht dazu, Vertrauen in die Arbeitsweise von Moritz zu wecken.
Im Literaturverzeichnis vermisst man zahlreiche einschlägige Studien; ein Register wurde dem Buch nicht beigegeben. Abschließend sei der vorliegenden Arbeit nicht vorgeworfen, dass sie kritisch gegen die Kirche, sondern dass sie unkritisch ist.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
3721 PR, Mor

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