Suburra : schwarzes Herz von Rom ; Thriller

De Cataldo, Giancarlo, 2015
Öffentl. Bücherei Semriach
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-85256-660-3
Verfasser De Cataldo, Giancarlo Wikipedia
Verfasser Bonini, Carlo Wikipedia
Beteiligte Personen Fleischanderl, Karin [Übers.] Wikipedia
Systematik DR.D - Kriminalromane
Interessenskreis Thriller
Schlagworte Rom, Kirche, Politik, Korruption, Bandenkrieg, Bauvorhaben
Verlag Folio-Verl.
Ort Wien [u.a.]
Jahr 2015
Umfang 415 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Giancarlo de Cataldo ; Carlo Bonini. Aus dem Ital. von Karin Fleischanderl
Annotation Quelle: Pool Feuilleton;
Eine historische Epoche erkennt man unter anderem daran, dass darüber spezifische Romane geschrieben werden. Für eine kriminell-politische Zeit bietet sich naturgemäß der Thriller an.
Der Richter Giancarlo De Cataldo und der Journalist Carlo Bonini sind darauf spezialisiert, die Berlusconi-Ära in Italien mit grotesken Thrillern aufzuarbeiten. Der Übergang von Politik und Phantasie ist fließend, der "Berlusconismus" ist ja letztlich nichts anderes als ein überdimensionales Fernsehformat mit letalem Ausgang.
In Suburra geht es um Machenschaften und Projekte, die gleichzeitig öffentlich und mafiös abgehandelt werden. Daher lässt es sich kaum ausmachen, wer die Guten und die Bösen sind. Wenn der Staat selbst zu einem Selbstbedienungsladen obskurer Ideen wird, sind folglich Ordnung, Transparenz und Rechtsprechung fallweise schon gekippt und vom System korrumpiert.
Als Leser dieses "Schwarzen Herzens von Rom" sollte man unbedingt mit dem Klappentext beginnen und diesen eingeschlagen als permanentes Lesezeichen benützen. Darauf ist nämlich das Personenverzeichnis ausgedruckt, fein säuberlich unterteilt in Staat, Banditen, Rebellen, anständige Bürger und Sonstige. Selbstverständlich ist die Unterteilung nur ein vager Vorschlag, denn in einem Staat, der bis ans Knochenmark korrupt geworden und zu einer Talkshow verkommen ist, können die Rollen während eines Auftritts wechseln. Außerdem haben die Protagonisten oft ähnliche Vornamen, so dass man als Leser durchaus nicht auf Anhieb weiß, wer gerade was verbricht.
Das ist aber die geheime Botschaft des Romans, dass es keine Konturen, Strukturen und moralische Schraffuren gibt. In Rom ist eine Untergrund-Sause im Gang, die mit dem Begriff "Suburra" zusammengefasst wird. Das ist einerseits ein riesiges Bau-Mafia-Projekt und philosophisch gesehen die Untergrundstadt, die direkt über den Hades ins Jenseits geplant ist.
In knapp sechzig Kapiteln rasen die Guten und Bösen aufeinander zu, die Versatzstücke der Mafia und des Rechtsstaates sind manchmal nur rudimentär zu erkennen. Oft sind es nur Mitschnitte von Handy-Gesprächen oder kaltschnäuzige Anweisungen an der Bar, die alles erklären. Eine Nutte wird für den Abgeordneten gebrieft (47), in einem zerfetzten Schuh steckt ein Personalausweis (227), ein Projekt geht den Bach hinunter (293). Um diese lapidaren Ereignisse scharen sich knappe Sätze und Kommentare. "Irgendein Krieg bricht los!" (159) "Ein Arschloch zu sein war eine Kunst!" (299) "Sie gehörten wirklich einer ebenso schmutzigen wie naiven Generation an." (381)
Suburra wird von vorneherein als Fiktion geplant und als Spekulationsblase digital abgerechnet. Analog und blutig hingegen bleiben die Opfer zurück, denen mit dem Tod jeglicher Kontext abhandenkommt.
Das Thriller-Duo De Cataldo / Bonini schreibt mit Suburra einen rasenden Bericht über eine Gesellschaft, die am Rande des Kollaps steht, und über ein Land, das auf dem Weg zu einem Failed State ist. Während manchen Lesern der Horror als Lektüre genügen wird, werden andere staunen, wie genau das Italien Berlusconis hier als zeitgeschichtliche Niederschrift getroffen ist.
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
6840 DR.D, DeC

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