Mammaherz

Alajmo, Roberto, 2008
Öffentl. Bücherei Semriach
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-85218-570-5
Verfasser Alajmo, Roberto Wikipedia
Beteiligte Personen Lanthaler, Kurt [Übers.] Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen und Novellen
Interessenskreis Roman
Schlagworte Entführung, Sizilien, Mutterliebe, Mutter-Sohn-Beziehung
Verlag Haymon
Ort Innsbruck
Jahr 2008
Umfang 249 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Roberto Alajmo. Aus dem Ital. von Kurt Lanthaler
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Liselotte Leikermoser;
Die Liebe zwischen italienischen Mammas und ihren Söhnen: berühmt-berüchtigt. (DR)

Kurt Lanthaler übersetzte diesen Roman um Cosimo, Sohn und Fahrradhändler in einem kleinen sizilianischen Ort. Resolut versorgt die Mutter den Sonderling, der von der Bevölkerung gemieden wird, man sagt ihm Obskures nach. Er soll das Unglück anziehen. Keine wirkliche Beschäftigung, kein Geld lassen Cosimo einen Handel eingehen: Zwei Männer bringen ihm ein Kind, er soll es einige Tage in seinem Häuschen auf dem Land verstecken. Man würde es wieder abholen und Cosimo gut bezahlen. Völlig ungerührt kümmert er sich um den Knaben, der nie einen Namen nennt, der nicht spricht, der unendlich leidet und nicht abgeholt wird. Mutter und Sohn gehen eine noch unseligere Allianz als bisher ein, um die Situation zu bewältigen.
Die düstere Spannung, die Ungerührtheit der handelnden Figuren löste bei der Rezensentin Wut und Trauer zu gleichen Teilen aus.

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Quelle: Pool Feuilleton;
Wahnsinnige Literatur darf vor allem eines: Tabus brechen und im Reich der politischen Unkorrektheit herumwandern.
Roberto Alajmos Roman Mammaherz gehört zur wahnsinnigen Literatur im besten Sinne. Zwischen Groteske, Witz, Grauen und Kollaps hin und her gerissen, weiß der Leser nie, wie er das nächste Kapitel am besten übersteht. Denn der Text springt einem an die Gurgel und lässt nicht mehr ab von einem, sobald man das Buch aufgeschlagen hat.
Über dem sizilianischen Dorf Calcara liegt unendliche Öde, die Zeit hockt als schwerer Klotz über der Kommune, außer ein bisschen Atmung durchzuführen gibt es nichts zu tun. Der traurige Held Cosimo hat eine Fahrradwerkstatt, aber sein Bestreben ist es, mögliche Kunden weiterzuschicken und ohne jegliche Tätigkeit die Werkstatt durch die Zeit zu bringen.
Als Cosimo eines Tages nach Hause kommt, haben Unbekannte ein Kind in einem seiner Zimmer einquartiert, die Sache muss völlig diskret ablaufen, mehr weiß er nicht. Jetzt gilt es, ein Scheinleben zu führen, niemand darf wissen, dass er ein unbekanntes Kind versteckt hält. Das Kind isst kaum, verrichtet artig die Notdurft in die Schüssel und ist völlig still und apathisch.
Mittlerweile wird die Mutter von Cosimo nervös, denn der Sohn gibt sich verschlossen und seltsam. Da hilft nur brutale Mutterliebe, um den verstockten Sohn wieder in Bewegung zu bringen. Als die Mutter überraschend auftaucht, ist es um das Geheimnis geschehen. Das Kind ist entdeckt. Aber die Mutter nimmt sofort das Gesetz des Handelns in die Hand, kocht wie verrückt, versucht aus dem Kind die Identität heraus zu locken, benimmt sich wie eine notdürftig installierte Mutter, während der Sohn apathisch die Zeit totschlägt und darauf achtet, dass niemand in die Werkstatt kommt, denn Kunden bedeuten Arbeit.
Die Geschichte eskaliert nach innen, als niemand auftaucht, um das Kind abzuholen. Da es auch keine Nachrichten darüber gibt, ob eine Entführung, eine Erpressung oder Rache innerhalb eines Clans vorliegen, beschließt die Mutter, reinen Tisch zu machen. Das Kind wird erstickt und Nächtens neben einer Mauer verscharrt. Die alte Ordnung im Dorf ist wieder hergestellt, jegliche Aufregung ist vergraben.
Roberto Alajmo erzählt diese Geschichte mit größter Selbstverständlichkeit, als sei es ein normaler Vorgang, ein Kind zu verstecken und fallweise zu entsorgen. Als Leser wird man nahezu verrückt, denn darf man eine so coole Geschichte so ungeniert lesen, wo doch im allgemeinen Konsens die Kinder geachtet und geschützt werden müssen? Und was tut man, wenn man heimlich zum Helden hilft, der ja letztlich nichts anderes ist, als ein armes Schwein, das von den Umständen zu dieser Bestialität gezwungen wird? Dabei ist der Ausweg scheinbar idyllisch einfach: Wenn es dir schlecht geht, musst du etwas Gutes kochen, am besten eine Pasta oder sonst was Bodenständiges. - Verrückt aufregend!
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
4849 DR, Ala

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